Dr.-Ing. Carl U. Bauer | Unternehmensberater | 45527 Hattingen
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Kennzahlen sind Alltag geworden. Als sog. KPIs (Key Performance Indicators, wörtlich: Schlüssel-Leistungs-Hinweise) werden sie stets weiter verbreitet. Wie oft bei Neuigkeiten bieten sich neue Geschäftsfelder für findige Anbieter. Ihre Angebote führen oft zu mehr Komplexität, ohne daß der Nutzen für den Betrieb gleichermaßen mit ansteigt. So gibt es häufig zuerst eine Kennzahleninflation und dann unproduktive Diskussionen über den Zusammenhang, die Wechselwirkung usw. der zu vielen Kennzahlen. Deshalb die nachstehende Einordnung.
Kennzahlen lassen sich unterscheiden in ergebnisbezogene und aktionsbezogene Kennzahlen. Ergebnisbezogene Kennzahlen sind immer und stets zu bevorzugen, denn sie korrelieren mit einem angestrebten Ergebnis. Z.B. Umsatzrendite. Manchmal jedoch ist das nicht möglich, weil die ergebnisbezogene Kennzahl erst ermittelt werden kann, wenn es ein Ergebnis gibt. Ist das Ergebnis unerwünscht, so ist die Kennzahl zwar geeignet, das aufzuzeigen, aber nicht geeignet, das zu verhindern.
Deshalb gibt es aktionsbezogene Kennzahlen. Sie sollen helfen, zu prognostizieren, ob das gewünschte Ergebnis erreicht wird oder nicht. Sie haben also so lange einen Nutzen, wie am Ergebnis gearbeitet wird. Steht das Ergebnis fest, verlieren aktionsbezogene Kennzahlen ihre Bedeutung, die Beschäftigung damit ist oft Verschwendung.
Da Kennzahlen das Verhältnis zweier Zahlen ausdrücken, ist es wichtig, beide Zahlen beurteilen zu können und ein sinnvolles Verhältnis zu bilden. In der Praxis wird oft der Nenner unterschätzt oder im Laufe der Zeit wird seine Relevanz vergessen. Es macht einen relevanten Unterschied, ob die Produktionsmenge auf den Durchschnitt der Vorperiode oder auf den aktuellen Auftragseingang bezogen wird.
Prominent aktuelles Negativbeispiel ist die Corona-Politik. Das Ziel ist die Gesunderhaltung der Bevölkerung. Das zu messende Ergebnis wäre der Immunstatus gefährdeter Personen. Eine sinnvolle Kennzahl wäre der Anteil von Personen mit hoher Immunisierung an der Gesamtzahl der gefährdeten Personen. Beide Größen lassen sich messen.
Ein Weg die Immunisierung zu verbessern ist die Impfung. Das Impfen ist eine Aktion, deshalb sind Impf-Kennzahlen lediglich Aktionskennzahlen. Sie machen also ab dem Zeitpunkt keinen Sinn mehr, ab dem man Ergebnisse feststellen kann. Das ist aktuell der Fall.
Die Nutzung von Impfquoten (was steht im Nenner?) zu diesem Zeitpunkt ist also entweder ein Kennzeichen von Unwissenheit oder Ignoranz.
1. Kennzahlen kommen aus dem Büro. Im Betrieb, in dem sie neu eingeführt werden, wurden sie bis zu diesem Zeitpunkt nicht gebraucht. Die Einführung muß also begründet werden.
2. Eine beliebte Begründung ist: .…. “wird für andere .… gebraucht”. Diese Begründung führt dazu, daß die im Betrieb eingeführten Kennzahlen dort als Zusatzbelastung angesehen werden und keinerlei Unterstützung genießen. Sollen sie im Betrieb erhoben werden, so sind dazu Zwangsmechanismen und ständige Kontrollen erforderlich. Das ist suboptimal.
3. Damit Kennzahlen im Betrieb funktionieren müssen sie einen Nutzen für den Betrieb selbst haben. Dazu kann die Erkenntnis gehören, ob die eigene Abteilung die Leistung des Betriebes begrenzt hat oder nicht. Oder wie die Leistung der eigenen Abteilung sich entwickelt hat. Oder wie sie im Vergleich zu den aktuellen Marktanforderungen steht. Oder auch wie sie sich mit der Nachbarabteilung vergleicht (in Maßen).
4. Damit Kennzahlen im Betrieb funktionieren müssen sie zahlenmäßig begrenzt sein. Für eine tägliche Auswertung sind m.E. maximal 4 Kennzahlen zweckmäßig. Z.B. eine Kennzahl für das Thema “Qualität”, eine Kennzahl für das Thema “Leistung” und eine weitere Kennzahl, z.B. zum Thema “Weiterentwicklung” sowie eine zu einem aktuellen Problemthema. Sich täglich zu bescheinigen, daß man keinen Unfall hatte ist demgegenüber in der Regel m.E. wenig zielführend.
5. Damit Kennzahlen im Betrieb funktionieren muß die Interpretation im Konsens erfolgen bzw. es muß Konsens hergestellt werden: eine Kennzahl, die jeder interpretiert, wie er will, macht keinen Sinn, ihre Auswertung führt nicht zu koordinierten Aktionen mit Potential zur Ergebnisverbesserung.
Die Aufgabe für den Betrieb besteht also darin, die wenigen dauerhaft relevanten Kennzahlen herauszufiltern, sie sorgfältig zu definieren, mit großer Konsequenz die Daten zu erfassen, sie auf leicht verständliche Weise auszuwerten und ohne Ausnahme die regelgerechte Veröffentlichung und Interpretation sicherzustellen. Die Aufgabe besteht nicht darin, weitere Kennzahlen zu definieren und sie dann sich selbst zu überlassen.